Nano-Aquarien: Minibecken werden spannend

Nano Aquarium

Foto: Arunee Rodloy – Shutterstock

Klein aber oho: Nano-Aquarien werden immer beliebter, nicht nur wegen ihres geringen Platzbedarfs, sondern vor allem auf Grund der überraschend vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten, die sie bieten. Auf kleinstem Raum wird eine Unterwasserwelt geschaffen, die sowohl dekorativ als auch artgerecht sein kann. Neulinge sowie Kenner wissen die Miniaturaquarien als pflegeleicht zu schätzen sowie als Highlight im Haushalt, dass eben keine mehreren Quadratmeter einnimmt, sondern sich ganz individuell und ansehnlich präsentieren lässt. Für welche Fische Nanobecken geeignet sind, wie es um die Bepflanzung steht und vor allem welche Technik nötig ist, sind nur einige der vielen Fragen, die immer wieder um Nano-Aquarien kreisen und auf jeden Fall gründlich vor deren Anschaffung geklärt werden sollten.

Was ist überhaupt ein Nano-Aquarium?

Der Begriff impliziert unweigerlich die Assoziation mit „klein„. Aber wie klein ist Nano denn nun? Im wissenschaftlichen Sinne bezeichnet Nano das Milliardstel einer Einheit. Würde man also die Standardgröße eines handelsüblichen rund 112-Liter-Aquariums entsprechend minimieren, müssten Nanobecken ca. 0,000000112 Liter fassen. Das wäre sogar deutlich weniger als eine einzelne Träne.

Tatsächlich gibt es die Nanoversionen in Größen von 12 bis 36 Litern. Im Wesentlichen erreichen sie jedoch nie die Maße eines „ausgewachsenen“ Beckens und bleiben unter 54 Litern. Damit sind sie zwar immer noch größer als das Milliardstel, aber dennoch wesentlich kleiner und platzsparender, vor allem aber leichter – und billiger – als Standardaquarien.

Mini Aquarium

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Während ein Becken mit dreistelligem Litervolumen in der Regel an Ort und Stelle stehen
bleiben muss, kann das kleine Nano-Aquarium auch mal verschoben werden oder spontan einen neuen Platz in der Einrichtung finden.

Aber klein heißt auch unweigerlich weniger Platz für Fische. Diese müssen auf geringem Raum zurecht kommen und haben natürlich trotzdem Ansprüche an den Boden, die Ausstattung sowie an Pflanzen und technischen Bedingungen. Wie soll das alles jemals in ein Nanobecken passen – und dabei vor allem noch artgerecht sein?

Unterschiede zwischen Nano-Aquarien

Üblicherweise werden Nano-Aquarien in der Süßwasser-Aquaristik eingesetzt. Nur selten werden sogenannte Nano-Riff-Aquarien mit Meerwasser genutzt, wenn überhaupt dann zur Aufzucht von Salzwasserfischen oder zum Heranziehen von entsprechende Pflanzen, Korallen und Futtertieren.

Im Gegensatz zu normalen Aquarien, werden die Nano-Versionen auch gerne als rein dekorative Behältnisse verwendet ohne jegliche Fische. Im Inneren befinden sich dann oft nur Höhlen, Pflanzen, Muscheln vielleicht ein paar Garnelen oder Schnecken.

Es können aber durchaus bestimmte Fischarten eingesetzt werden. Die Fischhaltung im Nano-Aquarium steht jedoch häufig in der Kritik, nicht artgerecht zu sein. Dies liegt vor allem an den vielen, wenn auch kleinen, Fehlern der Halter, die leider bei der geringen Wassermenge gleich gravierende Auswirkungen auf das ganze Biotop haben. Ein Grund mehr, sich vorab genau zu informieren.

Nano-Becken gibt es sowohl als Würfel (Cube) als auch in der typischen Rechteck-Form. Das allseits bekannte Goldfisch-Glas ist zurecht eher selten anzutreffen, weil es schlichtweg zu wenig Platz für eine artgerechte Fischhaltung bietet.

Ein besonderer Trend in der Nano-Aquaristik sind Becken, die in Möbelstücken, wie etwa dem Couchtisch, integriert werden. Eine abnehmbare Glasplatte gewährt den Zugang zum Becken, die Technik wird im Inneren des Möbels verborgen und nach Außen hin sieht das Stück nahtlos einheitlich aus.

Parallel zeichnet sich im Bereich Innenraum-Gestaltung ein Trend für Nano-Aquarien mit 3D-Effekten und stimmungsvoller LED-Beleuchtung ab, beispielsweise in Arztpraxen zur Beruhigung der Patienten. Die Becken können auch schon mal Säulen-artig hoch geformt sein, um den Luftsprudel der Pumpe besser darzustellen, wodurch die Blasen und Geräusche zusätzlich für Faszination sorgen.

Weiterhin immer beliebter wird das sogenannte Aquascaping: Kleine Miniaturwelten mit Bergen und Tälern, Stränden und Wäldern. Hierbei steht insbesondere das meditative Arbeiten mit den Unterwasserdetails im Vordergrund. Die einen haben eben einen Zen-Garten, andere ein Nano-Aquarium.

    Welche Bewohner sind für Nanobecken geeignet?

    All die bereits erwähnten Umstände dürfen nicht beliebig irgendwelchen Fischen zugemutet werden. Es gilt genau zu sondieren, welche Arten für wenig Wasservolumen geeignet sind, ob und wie sie sich kombinieren lassen und inwieweit ihre natürlichen Bedürfnisse im Mini-Becken erfüllt werden können. Das gilt für Fische genauso wie für allen anderen potentiellen Bewohner.

    Geeignete Fischarten

    Aquarium

    Foto: Angel Gruber – Shutterstock

    Allen voran werden Zwergkarpflinge sehr gerne im Nanoaquarium gehalten. Sie sind vom Körperbau recht klein, haben geringe Revieransprüche und leben ohnehin lieber in engeren Gefilden. Dennoch sollte das Aquarium gemessen an der Anzahl der Fische mindestens 30 Liter fassen, wenn nicht gar mehr.

    Weiter mögliche Kandidaten sind Bärblinge der Gattung Boraras (zum Beispiel der Moskitobärbling), Zwergblaubarsche, Perlhuhnbärblinge sowie diverse Vertreter der Salmler. Ohnehin als Nano-Fische bekannt, eigenen sich vor allem Glühlichtsalmler und die allseits beliebten Neonsalmler, auch gerne einfach nur Neons genannt. Die Liste ist also durchaus gar nicht so kurz.

    Sogar Exoten wie Siamesische Kampffische (Betta Spelndens) können in Form einer Paarhaltung im Nano-Aquarium gedeihen. Der Deltaflügelzwergwels kommt als nachtaktiver und bodennah lebender Fisch zudem für Vergesellschaftungen in Frage sowie der Sichelfleck-Panzerwels.

    Auf die Anzahl und Größe der Fische ist genau zu achten, sprich Paarhaltung für etwas größere Exemplare mit Harem-Verhalten und Gruppenhaltung von 10 bis maximal 20 Tieren bei den ganz kleinen Fischarten.

    Die Kombination verschiedener Fischarten ist zwar prinzipiell möglich, aber nicht sehr zu empfehlen. Die Bedürfnisse an Wassertemperatur und – qualität müssten quasi exakt übereinstimmen, denn viel Spielraum herrscht bei dem geringen Wasservolumen nicht wirklich. Kleinste Schwankungen könnten schon eine der Spezies gesundheitlich gefährden.

    Garnelen, Schnecken und Co.

    Zwerggarnelen finden sich wohl am häufigsten in Nano-Aquarien wieder, insbesondere Neocaridina davidi. Vergesellschaftet werden sich gerne mit Schnecken, wie den Turmdeckelschnecken und den Posthornschnecken, welche sich übrigens auch ohne Garnelen halten lassen.

    Außerdem sind Zwergflusskrebse für Minibecken geeignet, wenngleich nicht unbedingt in Kombination mit den Garnelen, da sie deren Brut nachstellen.

    Da auch all diese Unterwasserbewohner prächtige Farben annehmen können, stehen sie den Fischen dekorativ in Nichts nach. Es mag dennoch Einige überraschen, das gerade die Schnecken einen regelrechten Beliebtheitsschub erleben. Die Geweihschnecke zum Beispiel. Oder die Big-Stripe-Mosaik-Rennschnecke. Nicht zu vergessen die Batmanschnecke. So kreativ die Namensgebung, so spannend sehen die Arten aus. Eine bunter und extravaganter als die andere.

    Wasserpflanzen für Aquascaping-Projekte

    Wasserpflanzen

    Foto: Angel Gruber – Shutterstock

    Wer sich lieber eine richtige Miniaturwelt schaffen möchte, nachempfunden an Hand riesiger Gebilde aus der Natur, kann sich problemlos auf pflanzliche und abstrakte Bewohner beschränken und so atemberaubende Projekte realisieren.

    Aquascaping heißt im diesen Sinne nichts anderes als Aquarium-Landschaften bauen. Genutzt werden dazu ganz unterschiedliche Materialien, wie zum Beispiel:

    • Lavasteine: Dank ihrer porösen Struktur bieten sie sich perfekt für Moos und Aufsitzerpflanzen an. Sie sind leicht, aber stabil. Mit ein wenig Geschick bilden sie grüne Riffe nach oder vom Wald inspirierte Layouts, weil sie mit Moos bewachsen wie Baumkronen wirken.
    • Drachensteine: Die kantige, löchrige Oberfläche steht im Kontrast zu der warmen Färbung der Steine. Sie wirken wie riesige Splittersteine, geformt von Zeit und den Gewalten der Natur.
    • Frodo Stones und Ryouh/ Seiryu: Sie bringen ein zerklüftetes Erscheinungsbild mit und stellen Gebirge und ähnliche Formationen nach.

    Daneben sind Schieferplatten, Knochen sowie spezielle Sedimente, Hölzer und Naturmaterialien raffinierte Grundelemente, um eine Landschaft im kleinen Stil zu konstruieren. Belebt werden sie mit Wasserpflanzen, die ebenfalls in ihrer Erscheinung an Muster und Formen großer Gewächse erinnern:

    • Moosball: Eigentlich ist der Moosball eine Grünalge, wächst aber tatsächlich mitunter kugelrund und sieht äußerst dekorativ auf. Vor allem wirkt er weich und ist leicht zu pflegen.
    • Dichtblättrige Rotala: Ihr welligen, zarten Blätter bieten dank der intensiv-roten Farbe einen tollen Kontrast zu grüner Bepflanzung. Sie wird gern zur Akzentuierung verwendet.
    • Quirlige Wassernabel: Diese Pflanze erinnert auf den ersten Blick an Klee, hat zudem einen kriechenden Wuchs und könnte sogar im Freien kultiviert werden.

    Dies sei hier nur ein kleiner Einblick, was alles in einem Nano-Aquarium möglich wäre. Der Fantasie sind im Grunde genommen kaum Grenzen gesetzt, außer räumlich. Und gerade dies scheint für viele Aquascaper den Reiz aus zumachen. Aber auch hier dürfen Wasserqualität, Temperaturen, Beleuchtung und Reinigung auf keinen Fall vernachlässigt werden. Das Aquarium ist nach wie vor ein Biotop und muss als solches gepflegt werden.

      Ausstattung und Wissenswertes für Nano-Aquaristiker

      Nun sind Nano-Aquarien längst kein wankelmütiger Trend mehr, sondern fast schon Kult. Die Anhängerschaft wächst immens und so finden sich immer mehr Begeisterte zusammen, diskutieren, experimentieren und erleben Spannendes auf engstem Wasserlebensraum.

      Nicht zu vergessen bei all dem sei die technische Ausstattung, die für die jeweiligen Aquarien-Bewohner essentiell ist, unabhängig davon, ob das Becken nun übermäßig groß oder vergleichsweise winzig ist.

      Wohin mit der Technik?

      Bewährt haben sich insbesondere Außenfilter, die somit keinen zusätzlichen Platz im Wasser blockieren und auch keine allzu starke Leistung erbringen müssen. Das Schöne an Nano-Aquarien ist nun einmal auch, dass sie sehr sparsam ausgestattet werden können. Alles muss zwar wie gehabt vorhanden sein, darf aber ein wenig kleiner und einfacherer ausfallen. Sei es nun die reduzierte Beleuchtung, das etwas schwächere Heizsystem oder die kleinere Pumpe.

      Nichtsdestotrotz sind Zeitschaltuhren, Mess-Stationen und Ähnliches weiterhin in vollem Umfang zu integrieren. Dies betrifft auch weitere Aspekte der Nano-Aquaristik.

      Nano-Pflegetipps

      Auch eine Nano-Becken muss gereinigt werden, benötigt einen Teilwasser-Wechsel, Reinigung bei Algenbefall sowie regelmäßige Kontrollen der Wasserqualität. Das Ganze findet natürlich im begrenzten Umgang statt. Das Kritische an der Sache ist eher, dass kleinste Unachtsamkeiten oder gar Fehler sofort das gesamte System aus dem Gleichgewicht bringen.

      Ein großes Aquarium mag kleine Schwankungen der Wasserhärte kompensieren können, vielleicht auch mal einen überraschenden Temperaturabfall. Im Nano-Aquarium bedeutet dies in der Regel: totaler Systemausfall. Selbst wenn das Verhältnis Boden, Pflanzen und Lebewesen optimal gewählt wurde, können Kleinstmengen an Parasiten blitzartig das halbe Becken befallen oder ähnliche Dramen sich ereignen.

      Daher sollte der versierte Nano-Aquarien-Liebhaber seine Aquarienpfleglinge immer explizit im Auge behalten. Lieber etwas zu penibel sein, als die schöne Miniatur-Unterwasserwelt zu riskieren. In so manchen Mini-Becken steckt immer mehr Arbeit als in einem ganzen Swimmingpool.
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