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Kampffische im Überblick
So mancher Mythos umragt die Kampffische. Wegen ihres zuweilen äußerst aggressiven Verhalten werden sie zum Beispiel in Thailand zu Fischkämpfen und Wetten eingesetzt. Wer sich aber hierzulande gerade erst an die Aquaristik heran tastet, mag von solchen Szenarien eher abgeschreckt werden. Dabei sind die Fische bei artgerechter Haltung völlig friedlich.
Ihr wissenschaftlicher Name Betta klingt dann auch gleich viel vertrauenserweckender. Sie sind in den Reisanbaugebieten Südostasiens beheimatet und können in diesen zum Teil enorm sauerstoffarmen Gewässern überleben, weil sie über ein sogenanntes Labyrinthorgan verfügen. Dabei handelt es sich um Kiemenhöhlen, die im Schädel jeweils hinter dem Ohr-Labyrinth liegen. Die Höhlen sind so erweitert und gestützt, dass sie nicht wie die Kiemenblättchen kollabieren. Dadurch können sie ein Luftvolumen aufnehmen, das beinah dem der Schwimmblase gleicht. Kampffische nutzen also auch atmosphärische Luft zum atmen. Sprich, sie schwimmen an die Wasseroberfläche und schnappen dort nach Luft. Der Sauerstoffgehalt im Wasser ist für sie demnach weniger essentiell, als für andere Fischarten. Dafür aber der freie Zugang zur Wasseroberfläche.
Ihre Lebensweise hat die exotischen Kampffische relativ robust gemacht und vor allem pflegeleicht. Auf der anderen Seite haben sie ein extrem starkes Revierverhalten. Können sie dies in freier Wildbahn und ohne Nahrungsknappheit ausleben, bleiben die Fische durchaus entspannt. Im Aquarium aber gibt es nur bedingt Rückzugsmöglichkeiten oder Alternativen.
Und so wählen Bettas hauptsächlich den Kampf, um Konflikte zu lösen. Die Kombination mit anderen Unterwasserbewohner ist daher immer etwas problematisch. Auch untereinander sind die Fische nicht immer verträglich. Gerade die Männchen mit ihrem Balzverhalten und dem Drang, das Revier zu verteidigen, sind sehr offensiv.
Gleichseitig sind sie es aber auch, die so intensiv farbenfroh aussehen. Bettas können die unterschiedlichsten Farben und Muster haben. Einige Arten sind besonders lebhaft gefärbt, andere bilden zudem irisierende Glanzschuppen aus. Die langen Flossen wiegen sich in der Strömung und fächern beim Schwimmen wunderbar auf. Die Weibchen bleiben meist dezenter gefärbt. Da sich die Färbung bei den Jungfischen generell erst entwickeln muss, sind Weibchen und Männchen in den ersten Lebenswochen beziehungsweise -monaten kaum voneinander zu unterscheiden.
Grundsätzlich sind alle Kampffische kleinbleibende Süßwasserfische. Die größte Unterart wird maximal 160 mm lang. Insgesamt werden 13 Formenkreise klassifiziert:
- Akarensis
- Albimarginata
- Anabantoides
- Bellica
- Coccina
- Dimidata
- Edithae
- Foerschi
- Picta
- Pugnax
- Splendens
- Unimaculata
- Waseri
Daneben unterscheiden sich die einzelnen Betta Arten dahingehend, welche Art der Brutpflege sie betreiben, ob im Schaumnest oder als Maulbrüter. Zusätzliche Kategorien wie etwa die Formen der Schwanzflosse sind größtenteils das Ergebnis einschlägiger Zucht:
- Halfmoon
- Crown Tail
- Long Tail
- Schleierschwanz
- Rundschwanz
- Deltaflossen
- Doppelschwanz
In puncto Vielfalt haben die Kampffische also ein großes Portfolio anzubieten. Und doch gelten sie in vielen Zoogeschäften immer noch als Rarität. Gerade Anfänger, die ihr erstes Aquarium einrichten wollen, sind sich häufig unsicher, ob ein Kampffisch wirklich geeignet ist, falls ja, welcher.
Der Weißsaum-Zwergkampffisch (Betta albimarginata)
Im Handel besonders selten anzutreffen ist der Weißsaum-Zwergfisch. Er stammt ursprünglich aus Borneo und zählt zu den Maulbrütern. Da er aber nicht die herausragende Farbpracht mitbringt, sondern meist eher lachsfarben, braun oder dunkelrot gefärbt ist, wird er auf den ersten Blick häufig verkannt. Zudem zählt er zu den eher kleineren Kampffischen und erreicht gerade mal 4 bis 6 cm.
Ein besonderes Merkmal sind die Flossen der Männchen. Diese haben eine weiße Kontur, der direkt eine schwarze folgt.
Die Wasserqualität sollte für den Weißsaum-Zwergfisch je nach Herkunft spezifiziert werden und kann demzufolge von 20 °C bis zu 30 °C variieren, wobei ein PH-Wert zwischen 5,5 bis 7,0 erforderlich ist. Da hier genau darauf geachtet werden muss, woher die Fische stammen, ist die Haltung nicht unbedingt Anfängern zu empfehlen. Dafür sind die Betta albimarginata recht friedlich, zumindest so lange die Beckengröße ausreichend Platz bietet. Allerdings ist das Aquarium gut abzudecken: Weißsaum-Zwergfische sind gute Springer.
Der Weinrote Kampffisch (Betta coccina)
Wie sein Name schon sagt, ist der Weinrote Kampffisch weinrot gefärbt, wobei die Intensität je nach Stimmung matt bis kräftig sein kann. Rücken- und Schwanzflosse haben zudem einen schmalen, weißen Saum und – wiederum stimmungsabhängig – vereinzelt metallisch-grüne Glanzflecken. Mittig der Flanken zeigen sich sogar oftmals grünlich oder türkis glänzende Flächen. Und auch sonst schimmern die etwa 5 bis 7 cm langen Betta coccina in zahlreichen Nuancen.
Das natürliche Vorkommen beschränkt sich auf die malaiische Halbinsel sowie auf Sumatra. Dort leben die Fische in Überschwemmungszonen und Sumpfbereichen, zumeist in Klein- oder Restgewässern. Bei pH-Werten deutlich unter 5 ein nicht gerade lebensfreundliches Milieu. Zudem gefährdet die sich ausbreitende Landwirtschaft in den Regionen die Populationen der Kampffische immens.
Daher ist der Weinrote Kampffisch im Aquarium wohl noch am besten aufgehoben. Aber auch hier benötigt er extrem saures und weiches Wasser, welches allerdings unbedingt klar, sauber und keimfrei sein sollte. Temperaturen zwischen 23 und 27 °C sowie pH-Werte um die 5 bis maximal 6,5 sind ideal. Kurzum, der Weinrote Kampffisch benötigt ein Schwarzwasseraquarium, am besten zusätzlich mit Torf gefiltert.
Und da auch diese Fische gerne mal über den Beckenrand hinaus springen, sollte das Aquarium gut abgedeckt sein. Gleichzeitig bleibt die Luft über der Wasseroberfläche entsprechend warm. Andernfalls erkälten sich die Tiere sehr schnell.
Der Friedliche Kampffisch (Betta imbellis)
Seinen paradoxen Namen verdankt der Friedliche Kampffisch dem mäßigen Revierverhalten, dass er hauptsächlich nur zur Laichzeit entwickelt. In einem Harem mit 4 bis 5 Weibchen sowie einem Männchen sind die Tiere optimal ausgelastet, so dass auch andere, ruhige Aquariumbewohner nichts zu befürchten haben.
Der Betta imbellis zählt mit 4 bis 5 cm wieder zu den kleineren Vertretern seiner Art. Farblich bringt er ein Spektrum an Blau, Grün und Türkis mit, wobei sich bei beiden Geschlechtern je Körperseite zwei dunklere Längsstreifen abzeichnen. In der richtigen Stimmung schimmern die Schuppen sogar intensiv metallisch blau und die Flossen mit rotem Saum.
Je nach Herkunft unterscheiden sich die Färbungen und auch der Körperbau. Beheimatet ist die Art weiträumig in Südostasien, sowohl in stehenden als auch in ruhigen Bereichen fließender Gewässer. Im heimischen Zoohandel sind Friedliche Kampffische dennoch relativ selten anzutreffen. Das Aquarium mit Torf anzureichern, empfiehlt sich bei diesen Fischen ebenfalls. 24 bis 28 °C Wassertemperatur bei neutralen 6 bis 7 pH-Werten genügen zudem.
Der Smaragd-Kampffisch (Betta smaragdina)
Auch hier ist der Name Programm: Der Smaragd-Kampffisch schillert in smaragdgrünen Glanzschuppen, wobei die Nuancen von braun bis rot reichen können. Während der Laichbereitschaft bilden die Weibchen beige-weiße Querbinden und auch die Schreckfärbung der Fische zeichnet sich durch ein helles Beige aus.
Generell sind die immerhin bis zu 7 cm langen Betta smaragdina sehr schreckhaft, scheu und eher ruhig. Sie reagieren zudem sensibel auf zu hohe organische Belastungen im Wasser. Darüber hinaus sind sie jedoch recht bescheiden. Tropische 24 bis 27 °C und pH-Werte zwischen 6 und 8 genügen den Fischen. Ursprünglich stammen sie aus Nord- und Ost-Thailand und gelten als weitaus weniger aggressiv als ihre Artgenossen.
Der Siamesische Kampffisch (Betta splendens)
Der wohl bekannteste unter den Kampffischen ist der Betta splendens. Bekannt für seine Aggressivität gegenüber anderen Fischen, für sein Zur-Schau-Stellen bei Wettkämpfen – und für seine herrliche Farbenpracht in Kombination mit den fahnenartigen Flossen. Bei den Einheimischen Thailands und Kambodschas sind Siamesische Kampffischstämme quasi ein Statussymbol. Bei uns sind die Fische wegen ihres exotischen Aussehens und ihres imposanten Verhalten sehr beliebt, auch ohne dass sie bis auf den Tod miteinander kämpfen müssen. Die hiesige Aquaristik hat den Siamesischen Kampffisch regelrecht ins Herz geschlossen.
In Wildformen sind die Männchen meist rot-braun mit grünen Glanzschuppen ausgezeichnet, die Weibchen eher gelb-braun. Gezielte Züchtungen haben jedoch nahezu jede erdenkliche Farbkombination möglich gemacht. Bei 5 bis 7 cm Körperlänge und den besonders weit ausschweifenden Flossen kommt die Färbung optimal zur Geltung.
Wegen ihres stark ausgeprägten Revierverhaltens sind Betta splendes paarweise oder im kleinen Harem zu halten. Haben die Fische zu viel Stress, bekämpfen sie auch schon mal ihr eigenes Spiegelbild. Rückzugsmöglichkeiten sind ihnen daher besonders wichtig, dann kann auch das Becken selbst relativ klein sein, mindestens jedoch 50 Liter. Die Größe des Aquariums richtet sich natürlich immer nach der Anzahl der Tiere. Bei der Wasserqualität wiederum geben sich die Siamesichen Kampffische mit ganz normal tropischen 24 – 30 °C und 6 bi8 pH-Wert zufrieden.
Besonderheiten bei der Kampffisch-Haltung und dem Aquarium
Das Revierverhalten der Kampffische ist nicht zwangsläufig außergewöhnlich. Auch Barsche und andere Harems-bildende Fischarten neigen dazu, ihre Geschlechtskonkurrenten zu bekämpfen. Vom blauen Auge über zerbissene Flossen bis hin zum Kampf auf Leben und Tod ist da alles möglich. Kampffische gehen nur eben meistens gleich bis zum Äußersten.
Umso wichtiger ist die Ausstattung des Beckens. Es sollte mittels einer passenden Auswahl an Wasserpflanzen (zum Beispiel Javafarn), Wurzeln und Steinhöhlen ausreichend Rückzugsmöglichkeiten sowie Verstecke und Laichplätze bieten. Gleichzeitig dürfen sich die langen, fahnenartige Flossen keinesfalls darin verfangen – es ist also auf die richtige Struktur zu achten.
Die meisten Bettas bevorzugen zusätzliche Schwimmpflanzen, die einerseits das Licht dämpfen und zwischen denen sie andererseits geschützt, aber ungehindert, an der Wasseroberfläche nach Luft schnappen können. Auch um darunter Schaumnester zu bauen, sind Schwimmpflanzen ideal. Der Zugang zur Wasseroberfläche muss allerdings immer frei sein. Zugestellte Aquarien mit allerhand Deko oder einer dichten Pflanzendecke sind nicht empfehlenswert.
Ein Wasservolumen von 50 Liter ist das Mindestmaß für ein Pärchen. Für die Haremhaltung sowie bei zusätzlichen Fischarten sollte das Aquarium definitiv größer sein, um eine artgerechte Haltung zu gewährleisten. Künstliche Strömungen sind generell nicht nötig, an der Wasseroberfläche bei Schaumnestbrütern aber erst recht zu vermeiden.
Die Luft unmittelbar über der Wasseroberfläche sollte zudem im Idealfall der der Wassertemperatur entsprechen. Wenn die Fische mit ihrem oberständigen Maul dort nach Sauerstoff schnappen, könnten sie sich bei zu kühlen Temperaturen schnell erkälten und schwer krank werden. Ein wassernaher Deckel hält die tropische Wärme gut zusammen. Außerdem schützt er sprunghafte Fische vor dem sicheren Tod ins Trockene.
Ein spezielles Schwarzwasseraquarium bietet sich für einige Kampffischarten besonders gut an. Hierbei handelt es sich im Grunde genommen um ein Süßwasseraquarium, das die tropischen Bedingungen mit salzarmer, weicher Wasserqualität nachempfinden soll. Parallel wird Torf zugesetzt, um die Filterung zu optimieren. So entsteht die typische dunklere Wasserfarbe.
Ansonsten haben Kampffische annähernd die gleichen Anforderungen an ihre artgerechte Haltung wie andere Süßwasserfische auch: Geregelte Lichtverhältnisse, stabil warm geheizte Temperaturen, Filter und regelmäßige Teilwasserwechsel sowie ein bisschen Aquariumpflege.
Fütterung von Kampffischen
In der freien Natur ernähren sich Bettas von Mückenlarven, Wasserflöhen sowie anderen kleinen Insekten und Weichtieren. Diese erjagen sie zumeist direkt im Wasser oder als Anflugnahrung, die auf der Wasseroberfläche landet beziehungsweise unmittelbar darüber geschnappt werden kann. Kurzum: Kampffische sind reine Fleischfresser.
Im Aquarium bevorzugen sie ebenfalls Lebendnahrung, insbesondere kleine Krebstiere wie Daphnien und Artemien. Es darf aber auch hin und wieder Fischtrockenfutter in Form von Flocken, Tabletten oder Granulat sein. Auch Frostfutter wird akzeptiert.
Adulte Tiere sollten nicht zu viel gefüttert werden. Ein Fastentag schadet auch nicht, denn sie neigen zur Verfettung.
Frisch geschlüpfte Jungtiere hingegen vertragen Staubfutter, Artemien-Nauplien und Pantoffeltierchen sehr gut. Bereits nach etwa drei Wochen Aufzucht können sie auf die üblichen Futtertiere umgestellt werden.
Kampffische vergesellschaften
Je nach Grad des aggressiven Verhaltens werden Kampffische paarweise (1 Männchen und 1 Weibchen) oder im Harem (1 Männchen und 3 bis 4 Weibchen) gehalten. Mehrere Männchen benötigen jeweils ein eigenes Revier und entsprechend Platz im Aquarium. Selten lassen sich bei einigen Arten, wie dem Betta smaragdina auch Männchen miteinander vergesellschaften, vorausgesetzt sie sind zusammen aufgewachsen. Dagegen sind die Weibchen untereinander auch nicht immer friedlich. Gerade bei Siamesischen und Weinroten Kampffischen empfiehlt sich die Paarhaltung.
Um die Fortpflanzung anzuregen oder zu verhindern, kann mittels Wassertemperatur das Balzverhalten beeinflusst werden. Bei der Balz zeigen sich die Kampffische natürlich von ihrer schönsten Seite. Sie blühen richtig auf und das ganze Aquarium wird zu einer herrlich bunten Unterwasserwelt. Mitunter werden die Männchen jedoch recht aufdringlich. Eine Auswahl an mehreren Weibchen sowie genügend Rückzugsmöglichkeiten erlauben den Tieren ein aggressionsloses Miteinander während solcher „heißen“ Phasen.
Die Aufzucht der Jungtiere verläuft bei angemessener Beckengröße und ausreichend Futterangebot völlig friedlich, ganz gleich ob im Schaumnest gebrütet wird oder im Maul. Grundsätzlich übernimmt das Männchen, also der Milchner, die Brutpflege. Mit dem Heranwachsen der Nachkommen, müssen diese dann aber rechtzeitig vom Harem getrennt werden, um etwaige Kämpfe zwischen Alt- und Jungtieren zu vermeiden.
Kombinationen mit anderen Fischarten sind ebenfalls immer zu überdenken. Guppys sind zum Beispiel No-go-Kandidaten. Insbesondere die Guppy-Männchen werden wegen ihres ähnlichen Aussehens als Konkurrenten gesehen und angegriffen. Das Gleiche gilt für weitere bunte, langflossige Fischarten.
Rege beziehungsweise sehr aktive Tiere stören die Kampffische ebenfalls. Gerade die Smaragdkampffische sind sehr scheu und schreckhaft. Turbulentes Hin und Her würde ihnen zu viel Stress bedeuten, der sich entweder in Aggression entlädt oder in Form von Krankheiten bis hin zur kurzen Lebenserwartung. Dabei werden Bettas von Natur aus gerade mal 3 bis 4 Jahre alt.
Gleichgroße bis etwas kleinere Fischarten mit ruhigem Verhalten und die sich im unteren Bereich des Beckens aufhalten, sind aber durchaus zur Vergesellschaftung mit Kampffischen geeignet. Dazu zählen zum Beispiel Panzerwelse und Bärblinge.
Als Fazit lässt sich für die Haltung von Kampffischen sagen, dass ein gut bestücktes Artbecken die beste Möglichkeit ist, ihre prächtige Schönheit sowie ihr hochinteressantes Verhalten zu beobachten.