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Diskusfische im Portrait
Das natürliche Vorkommen des Diskusfisches lässt sich eindeutig dem Amazonas zuordnen. Von Peru bis zum brasilianischen Amazonas-Delta, wo der Fluss in den Atlantik mündet, werden die Fische beobachtet. Und übrigens auch gejagt. Sie sind für die Naturvölker Amazoniens wertvolle Eiweißlieferanten, für andere Bewohner aber vor allem eine bedeutende Einnahmequelle, da sie als exotische Exportware für die Aquaristik gehandelt werden können.
Auf Grund des stark verzweigten Amazonasgebietes, tauchen die Diskusfische vielerorts in anderen Farbvarianten und Unterarten auf. Aus dem tropischen Klima resultierende Trocken- und Regenzeiten verursachen immer wieder inselartige Naturbecken, in denen sich eine Population unabhängig von anderen Artgenossen entwickelt. So wurden und werden die Fische verschieden beschrieben und klassifiziert.
Steckbrief: Diskusfisch
Der Diskusfisch beziehungsweise seine Unterarten werden immer wieder heftig diskutiert. Einige Beobachtungen werden angezweifelt, andere lassen sich nicht wissenschaftlich fundiert genug differenzieren. So sind beispielsweise die Erhebungen der Flossenstrahlen, Wirbel- und Schuppenzahlen nicht eindeutig abzugrenzen. Andere Merkmale dagegen treffen auf alle bekannten Arten zu. Im Großen und Ganzen lässt sich der Diskusfisch demnach wie folgt beschreiben:
Systematik
- Wissenschaftlicher Name: Symphysodon
- Familie: Buntbarsche (Cichlinae)
- Gattung: Süßwasserfische
- Herkunft: Amazonas-Stromsystem im tropischen Südamerika
Aussehen
- extrem schmaler, hochrückiger Körperbau
- kurze, gerundete Rücken- und Afterflossen
- transparente Brustflossen
- spitz zulaufende Bauchflossen
- langes Stirnprofil mit sehr kurzer Schnauze, kleinem Maul und Barsch-typischen Lippen
- Intensiv leuchtende Vertikalstreifen über dem Auge, weitere Transversal-Streifen verteilen sich über dem Körper
- reduzierte Bezahnung des Schlundknochens, einspitzige Zähne an der Symphyse
- Körpergröße: 12 – 16 cm in freier Wildbahn, bis zu 20 cm im Aquarium
Ökologie
- tropische Wassertemperaturen (29 – 34 °C)
- saure pH-Werte (4 – 6,5)
- weiche Wasserqualität
- extrem saubere Gewässer, weitestgehend frei von gelösten Mineralien und organischen Bestandteilen
- Steilufer und Überschwemmungsgebiete mit mindestens 1,5 m Wassertiefe
Ernährung
- Zooplankton
- Insektenlarven
- Borstenwürmer
- kleine Süßwassergarnelen
- zerfallene Pflanzenreste
Lebensweise
- Diskusfische leben in sozialen Verbänden (Schulen) und bilden Paare
- Geschlechtsreife: ab 7 – 12 Monate
- Geschlechtsbestimmung: Beim Weibchen tritt während der Balz die Legeröhre hervor
- Paarung erfolgt bei ausreichendem Nahrungsangebot mit Süßwassergarnelen
- Laiche: rund 300 Eier, aus denen nach 2,5 Tagen die Larven schlüpfen und am Laichort Trauben bilden bis sie nach weiteren 4 Tagen frei schwimmen können
- Beide Elternteile übernehmen Brutpflege; Besonderheit: Die Larven ernähren sich unter anderem von den oberen Hautzellen der Elterntiere (bis zu 4 Wochen)
- durchschnittliche Lebenserwartung: etwa 5 Jahre
Die bekanntesten Unterarten
Bei den Unterarten gehen die Meinungen weit auseinander. Wissenschaftlich beschrieben werden in der Regel nur 3 bis 5 Diskusfisch-Unterarten. Und zwar:
- Symphsysodon discus ( auch der Echte Diskus) mit wellenartigen Linienzeichnung und einem breiten, dunklen Vertikalband auf der hinteren Körperhälfte sowie am Auge
- Symphsysodon aequifasciatus mit höherer Schuppenanzahl sowie 7 bis 9 Längsstreifen in gleichen Abständen, letzterer auf dem Schwanzflossen-Ansatz
- Symphsysodon tarzoo in grünlich-bläulicher Färbung mit roten Punkten auf den Körperseiten sowie auf der Afterflosse
- Symphsysodon haraldi und Symphsysodon sp. 2 finden schon weniger Aufmerksamkeit und sind nur dürftig beschrieben.
Weitaus vielfältiger geht es neben diesen Wildformen bei den Züchtungen der Aquarianer zu. Hier werden in der Regel nur die Farb- und Musterformen unterschieden. Mindestens ebenso vielfältig sind allerdings die Namensgebungen, die eher an Marketing-Strategien denken lassen, als an echte Wissenschaft.
So sind die Pidgeon Snakes, German Wonders, Blue Diamonds und White Leopards schon eine Klasse für sich. Zwar handelt es sich jeweils um Diskusfische, doch der Marktwert scheint unmittelbar auf die Färbung und das Muster zurück zu gehen.
Je nach dem welche Präferenz nun die Käufer haben, ergeben sich daraus im weiteren Sinne die Zuchtformen. Und so ist der Diskusfisch mehr ein Trend, denn ein Unterwasser-Wunder.
Diskusfische im Aquarium
Fernab des Amazonas gelten für die Aquaristik hohe Ansprüche, um Diskusfische möglichst artgerecht zu halten. Ganz gleich ob sie nun aussehen wie ein rot gemustertes Labyrinth oder türkise Exoten: Ihre Gesundheit ist sehr fragil und hängt von vielen Faktoren ab. Diese basieren auf der natürlichen Umgebung, müssen streng kontrolliert und reguliert werden. Nur so kann ein Aquarium mit Diskusfischen wunderbar gedeihen und alle Beobachter unentwegt in den Bann ziehen.
Das richtige Aquarium für Diskusfische
Da die Tiere in Verbänden, sogenannten Schulen, leben sollten sie auch im Aquarium mit mindestens 4 bis 5 Exemplaren gehalten werden. Dementsprechend wird ein Platzangebot von rund 300 Litern (ca. 50 – 60 Liter pro Fisch) benötigt. Infolgedessen nehmen Beckengröße, Aquarium-Unterschrank und Ausstattung nicht ganz unerhebliche Maße an. Ganz zu schweigen von dem Gewicht – es gilt also immer vorab die Statik zu prüfen, bevor ein Diskusbecken in die Wohnung gestellt wird!
Nun lassen die Weibchen erst während einer Balz ihr Geschlecht erkennen und sind somit nicht rechtzeitig vom Männchen zu unterscheiden. Nachwuchs ist daher immer mit einzukalkulieren. Gleichgeschlechtliche Paarhaltung ist bei dieser Fischart weder sinnvoll noch praktikabel, Einzelhaltung ein absolutes No-Go und Versuche der Vergesellschaftungen scheitern zu oft, als dass dies eine Alternative wäre.
Bei der Wahl des richtigen Aquariums ist all dies zu berücksichtigen. Lieber ein wenig mehr Platz zur Verfügung stellen, als Revierkämpfe mit dem Nachwuchs im Becken zu riskieren.
Ansonsten gelten Diskusfische als friedlich, ruhige Schwimmer sowie als vertikal orientiert. Sprich, sie benötigen mindestens 50 cm Tiefe, besser mehr.
Als Standort kommt, wie für andere Aquarien auch, nur ein geschützter Bereich in Frage, nicht direkt an der Heizung, nicht im direkten Sonnenlicht oder der Zugluft ausgesetzt und möglichst ohne wahrnehmbare Bodenerschütterungen. Ist das alles gegeben, kann das Aquarium aufgebaut und eingerichtet werden.
Ausstattung und Gestaltung
Ein derart großes Becken will natürlich optimal gestaltet und versorgt werden. Wie schon erwähnt, sammeln sich Diskusfische sowohl in Schulen als auch paarweise, sie schwimmen auf Nahrungssuche eher vertikal denn horizontal, meist zentriert um einen geschützten Bereich, wo sie schnell Zuflucht finden und sich vor vermeintlichen Gefahren verstecken können.
Mit anderen Worten, in der Aquariummitte spielt die Musik. Demzufolge richtet sich die Ausstattung weitestgehend an einem zentralen Objekt aus. Das kann eine Konstruktion aus Aquarium-Steinen sein, die mehrere Höhlen bieten, eine vorgefertigte Aquarium-Wand, oder aber auch spezielle Gestaltungselemente wie ein nachempfundenes Piratenschiff, ein Unterwasserpalast beziehungsweise was auch immer gefällt und schadstofffrei ist.
Parallel muss das Becken Platz zur Revierbildung bieten. Wird es in der Mitte zu hitzig, sobald die Hormone in Wallung geraten, müssen an den Rändern ausreichend Rückzugsmöglichkeiten verfügbar sein. Dies kann in Form von Wasserpflanzen geschehen, durch Wurzeln oder artgerechte Naturmaterialien.
Bei der Bepflanzung ist auf spezielle Pflanzenarten zu achten, die das tropische Unterwasserklima gut vertragen und möglichst nicht faulen oder schädliche Stoffe abgeben. Dazu gehören zum Beispiel Schwertpflanzen (Echinodorus), Speerblätter (Anubias), Wasserschrauben (Vallisneria), Wasserkelche (Cryptocorynen) und Farne wie der Mircosorum. Dichte Bepflanzung behindert die Fische zu sehr, es darf also ruhig locker (bepflanzt) zu gehen. Auch ein paar Schwimmpflanzen sowie herabhängende Wurzeln können dazu, um das Licht zu dämpfen, in etwa so, wie es im Amazonas der Fall wäre.
Als Boden empfiehlt sich feiner Fluss-Sand, häufig als spezieller Aquarium-Sand erhältlich. Er sollte feinkörnig genug sein, damit die Fische darin nach Nahrung stöbern können, gleichsam aber fest genug, so dass sich die Pflanzen darin verwurzeln können.
Durchaus gängige Alternativen für Diskusfische sind zudem Kunstpflanzen. Damit stellt sich weder die Frage nach Bodenqualität noch nach Kompatibilität. Zwar knabbern die Fische keine lebenden Pflanzenteile an und benötigen sie nicht zur Ernährung, aber mit Kunstpflanzen entfällt ein wichtiger Naturfilter. Dies kann durch Filtertechnik ausgeglichen werden und parallel spenden die Kunstpflanzen gleichermaßen Schatten und Rückzugsmöglichkeiten wie die Originale. Doch letztlich spielen hierbei in erster Linie die individuellen Vorlieben der Halter eine Rolle – der eine mag es so, der andere so.
Wasserqualität, Temperatur und Beleuchtung
Der natürliche Lebensraum der Diskusfische kann schon beinah als lebensfeindlich, wenigstens aber als lebensunfreundlich bezeichnet werden. In dem sauren Milieu verbreiten sich kaum Bakterien und Krankheitserreger. Tatsächlich kommt es dem Diskusfisch weniger auf die sauren ph-Werte an, denn auf eine hohe und reine Wasserqualität. Seine Abwehrkräfte sind nämlich allenfalls mäßig, eher schwach.
Für eine artgerechte Wasserqualität müssen daher entsprechend gute Filter sorgen. Bei über 29 °C würden sich Keime andernfalls rasant ausbreiten. Leistungsstarke Aquarienfilter kombinieren immer verschiedene Filtermaterialien mit der biologischen Aufbereitung durch Mikroorganismen, die sich wiederum am Filtermaterial ansiedeln und von dort aus Giftstoffe umwandeln, Nitrit und Ammoniak zersetzen sowie die Hinterlassenschaften der Fische aufnehmen und diese abbauen.
Gleichsam muss das Wasser besonders weich sein, es darf quasi keine messbare Härte aufweisen. Der pH-Wert liegt bei 4 bis 5 im Idealmaß. Wird im Zuge des regelmäßig fälligen Teilwasserwechsels Frischwasser ins Becken gegeben, darf dies maximal 2 Grad kälter sein, niemals wärmer. Parallel lassen sich mittels Zugabe von Torf, Erlenzäpfchen, Buchenlaub oder speziellen Flüssigpräparaten die Werte nachdosieren.
Damit Pflanzen und Fische artgerecht gedeihen, ist tagsüber eine Beleuchtungsdauer von 12 Stunden angemessen. Nun sind Diskusfische aber lichtempfindlich. Neben bereits erwähnten Schwimmpflanzen zur Dämpfung, mitunter auch Wurzeln, empfehlen sich schwach eingestellte Leuchtstoffröhren. Wer die tollen Farben der Fische dennoch optimal zur Geltung bringen will, kann zudem Leuchten mit Rotanteil nutzen.
Darüber hinaus bieten sich für Diskus-Aquarien Zeitschaltuhren, Stabheizer, Außen- und Bodenfilter, Tageslichtröhren und Zusätze an, die sowohl auf die Bedürfnisse tropischer Süßwasserfische zugeschnitten sind, als auch auf das Volumen der großen Becken.
Diskusfische richtig füttern
Im Vergleich zu anderen Zierfischen hat der Diskus einen relativ kurzen Verdauungstrakt. Er sollte daher mehrmals am Tag gefüttert werden, dafür genügen kleinere Portionen. 2 bis 3 Mal täglich und abwechslungsreich werden Frostfutter, Lebendfutter, Vitmaninflocken und/ oder Granulate “gereicht“. Noch junge Fische benötigen einen Rhythmus von 5 Mahlzeiten pro Tag, der sich nach und nach auf 3 bis 2 umstellt.
Beim Futter selbst ist auf eine hochwertige Zusammenstellung zu achten. Alles was nämlich nicht verdaut wird, landet im Wasser und bietet Nährboden für Keime, die dem Diskus bekanntlich so gar nicht gut tun. Einige Aquarianer schwören daher bei der Diskus-Fütterung auf im Handel erhältliches Diskusfutter. Hier hat sich die Industrie extra der Fischart angenommen und eine spezifische Zusammensetzung kreiert, so nachgefragt sind die Zierfische. Andere Halter dagegen setzen primär auf Lebendfutter. Der Speiseplan ist in dem Fall aber unbedingt mit zerfallenden, pflanzlichen Substanzen zu ergänzen, die einen nicht ganz unerheblichen Anteil der natürlichen Ernährung ausmachen. Dies können tote Laubblätter sein, wie etwa von Rotbuchen, Eichen, Erlen, Birken, Seemandelbäumen und ähnlichen Gewächsen. Die sekundären Pflanzenstoffe unterstützen außerdem die Krankheitsprophylaxe.
Eins, zwei Tage ohne Futter schaden einem gesunden Diskusfisch auch nicht. Im Gegenteil: Gelegentliche Fastentage reinigen den Verdauungstrakt und schonen die Wasserqualität. Solche Maßnahmen sollten auf ausreichend Erfahrung beruhen und dem ruhigen Gewissen, dass alle Fische im Becken fit genug sind.
Beifische für den Diskus
Betrachtet man die Haltungsbedingungen für Diskusfische, grenzt sich die Auswahl an Beifischen erheblich ein. Allein die hohen Temperaturen und das weiche, saure Milieu sind nicht jedermanns Sache. Auch sind Beifische kein Ersatz für Artgenossen oder als Vergesellschaftungsversuch zu missbrauchen. Reine Artenbecken sind für Diskusfische durchaus gängig und ideal.
Wer dennoch weitere Tiere einsetzen möchte, sollte auf deren Friedfertigkeit achten und vor allem Revier-bildende Arten meiden. Gut geeignet sind zum Beispiel:
- Saug- und Panzerwelse
- kleine Salmler: unter anderem Neons, Beilbauch, Zitronensalmler
- Zwergbuntbarsche und Schmetterlingsbuntbarsche
- diverse Barben, Schnecken und Garnelen, beispielsweise Prachtalgenfresser, Rote Rennschnecken, Fächergarnelen
Einige dieser Mitbewohner tragen fleißig zur Filterung und damit zur Optimierung der Wasserqualität bei. Und auch wenn Süßwassergarnelen auf dem Speiseplan der Diskusfische stehen, bleiben die Riesengarnelen verschont. Somit gelten diese genannten Arten als völlig kompatibel mit Diskusfischen, wenngleich nicht als notwendiger Beisatz.
Wer sich einmal in die Fischart Diskus verliebt, hat ohnehin nur noch Augen für die sich sanft bewegende Farbenpracht, die faszinierenden Muster und das so harmonische Treiben der Tiere.