Der Nymphensittich – Haltung und Pflege

Nymphensittich

Foto: Alena Gerasimova – Shutterstock

Ist er nun ein Papagei, ein Kakadu oder doch ein Sittich? In der Ornithologie, der Vogelkunde, war es ein lange umstrittenes Thema, wie der Nymphensittich wissenschaftlich einzuordnen sei. Letztlich konnte definiert werden, dass es sich bei der Art um die Familie der Kakadus handelt, innerhalb derer der Nymphensittich eine eigene Gattung bildet, jedoch ohne weitere Unterarten. Mit anderen Worten, diese Tiere haben ein Alleinstellungsmerkmal, wodurch sie insbesondere in der Vogelhaltung als einzigartig gelten. Wie sich dies beim Nymphensittich in der Haltung und Pflege äußert, klärt unser folgender Beitrag auf.

Ein lustiger Vogel, dieser Nymphensittich

Graues bis weißes Gefieder, ein gelber Kopf mit roten Wangen, kurzer Schnabel, lange Schwanzfedern: Der Nymphicus hollandicus. Doch wenn so ein Nymphensittich in Fahrt kommt, dann fällt in erster Linie Eines auf: Seine gefächerte Federhaube, die er ganz nach Lust und Laune aufgestellt und wieder schließt. Das verleiht dem Vogel mitunter ein außergewöhnliches Äußeres, dass er zudem lustig zu inszenieren weiß. Ob nun im Takt zur Musik, während er „erzählt“ oder vor lauter Aufregung: Der kleine Punk unter den Vögeln sorgt immer für Stimmung. Zu beobachten ist das Verhalten sowohl in der natürlichen Umgebung als auch in der Voliere.

In freier Wildbahn

Ursprünglich stammen Nymphensittiche aus Australien. In den trockenen, teils wüstenartigen Gebieten im Inland wird der Wildbestand noch als stabil bezeichnet. Auf Grund ihres nomadischen Lebensstils ziehen die Schwärme aber durch fast alle Vegetationsformen und passen sich den Bedingungen vor Ort optimal an. Einzig zur Brutzeit lassen sich bis zu 50 Tiere pro Schwarm an einem festen Ort nieder. Während der Wanderung schließen sie sich wieder zu Hunderten zusammen, gehen gemeinsam auf Nahrungs- und Wassersuche.

Aus Gefangenschaft geflohene Exemplare beweisen sich zum Teil als überlebensfähig und besiedeln gelegentlich urbane Regionen, beispielsweise in Tasmanien. Hierzulande hätte ein Kakadu in freier Wildbahn allerdings nicht wirklich eine Chance.

In der Voliere

Wegen ihrer Anpassungsfähigkeit wurden und werden Nymphensittiche sehr als Haustiere geschätzt. Selbst unter nicht-optimalen Haltungsbedingungen brüten sie, sind weder besonders anfällig gegenüber Krankheiten noch allzu anspruchsvoll in Bezug auf ihre Pflege.

Nymphensittich Voliere und Käfige

Foto: Nick Beer – Shutterstock

Ganz wichtig ist allerdings eine artgerechte Schwarm- oder wenigstens Paarhaltung. Nymphensittiche sind äußerst sozial und abhängig von der Bindung zu Artgenossen. Einzelhaltung oder stümperhafte Vergesellschaftungsversuche einzelner Exemplare sind ein daher ein absolutes No-Go. Die Tiere würden extremen Stress erleiden, sich selbst verstümmeln und langfristig Fehlverhalten entwickeln, wie Aggressivität, Schreien oder Apathie.

Verstirbt ein Tier, muss das verbleibende unbedingt einen neuen, möglichst gleichaltrigen, Artgenossen bekommen und die beiden langsam aneinander gewöhnt werden. Sind die Nymphensittiche in Überzahl, klappt auch das Zusammenleben mit Wellensittichen, Bourkesittichen und Katharinasittichen. Eine reine Artenhaltung ist allerdings immer die beste Wahl.

Bei der richtigen Haltung und Pflege können Nymphensittiche wunderbar gedeihen und eine wahre Freude für Vogel-Liebhaber sein.

Was muss vor der Anschaffung von Nymphensittichen beachtet werden?

Bedenkt man, dass Nymphensittiche im Prinzip Nomaden sind und daher in natürlicher Umgebung weite Strecken fliegen würden, ist schnell klar: Hier muss eine Voliere her, kein winziger Vogelkäfig, wie es vielleicht noch zu Großelterns Zeiten üblich war.

Bei Körpergrößen bis zu 32 cm, rund 70 bis 100 Gramm Gewicht sowie einer Lebenserwartung von gut 25 bis 30 Jahren, sollten die Vorkehrungen entsprechend stabil genug gewählt werden, großflächig, langfristig geplant und in besonderem Maße artgerecht. Wer nur für ein paar Jahre ein Haustier ausprobieren möchte, ist mit einem Nymphensittich nicht gut beraten.

Dieses Hobby kommt vielmehr einer Verpflichtung gleich, die einen durch mehrere Lebensphasen hindurch begleitet. Die Vögel werden zu einem festen Teil der Familie und nicht selten binden sich die Halter mit ganzem Herzen an sie. Ein fester Platz im Herzen allein genügt aber nicht.

Die perfekte Voliere für Nymphensittiche

Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten dem Bewegungsdrang der Vögel gerecht zu werden, wobei letztlich das Platzangebot vor Ort, die gewünschte Größe des Schwarms sowie persönliche Vorlieben des Halters entscheidend sind.

    Folgende Varianten sind generell empfehlenswert:

    • 1. Für 4 bis 6 Tiere empfiehlt sich ein komplettes Vogelzimmer mit jederzeit offenem Schlafkäfig, wahlweise Nisthäuschen.
    • 2. Für 4 bis 6 Tiere wäre auch eine große Zimmervoliere (mind. 200 x 100 x 200 cm, je größer, desto besser) möglich, sofern zusätzlich mehrere Stunden Freiflug pro Tag gewährleistet werden.
    • 3. Für 2 Tiere genügt eine mittlere Voliere (mind. 150 x 70 x 100 cm, je größer, desto besser) sowie zusätzlich mehrere Stunden Freiflug pro Tag.
    • 4. Ideal sind deutlich größere, frostschutzsichere Außenanlagen (sogenannte Schutzhäuser, oder Außenvolieren) im Garten, mit der Möglichkeit bei Bedarf kranke Tiere im Innenbereich gesund zu pflegen.

    Der Standort muss zudem trocken sein, geschützt vor Zugluft sowie möglichst abgeschirmt vor Stress-Faktoren. Außerdem muss er Schatten bieten bei direkter Sonneneinstrahlung. Außenvolieren müssen im Winter nicht unbedingt beheizt werden, solange sie gut gedämmt sind, dafür sind sie im Speziellen abzusichern, damit Marder, Füchse und Co. keine Chance haben.

    Glasfronten sollten bei Bedarf mit Aufklebern oder ähnlichen Schutzmaßnahmen markiert werden, um Vogelschlag (fremder sowie eigener Vögel) zu verhindern. Zwar möchte man selbst viel Einblick in die Voliere bekommen und gleichzeitig den Vögel möglichst viele Eindrücke aus der Umgebung gewähren, doch Sicherheit geht immer vor.

    Einrichtung des Vogel-Paradieses

    Nun sind Nymphensittiche bekanntlich sehr neugierig, aufmerksam und vor allem intelligent. Mit anderen Worten, sie wollen sich sinnvoll beschäftigen. Ein Vogel, der weder körperlich noch geistig ausgeglichen ist, würde verkümmern.

    Und so spielt die Einrichtung des Vogelzimmers beziehungsweise der Voliere eine bedeutende Rolle. Optimal sind:

    • Verschiedene Ebenen, die dennoch genügend Platz zum Fliegen bieten (Achtung: Nymphensittiche sind keine Senkrechtstarter!). Wichtig sind verschieden starke und bewachsene Äste, die leicht federn, beispielsweise Haselnuss, Ahorn, Weide sowie andere Laub- und Ostbäume.
    • Nistkästen sollten nur bei Zuchtabsichten angeboten werden.
    • Geeigneter Einstreu am Boden, wie etwa Vogelsand, Hanfeinstreu, Buchen- oder Maisgranulat, auch spezielle Vogelerden, die parallel zur Anzucht von Futter-Pflanzen verwendet werden können.
    • Naturmaterialien zum Knabbern, Klettern und Krallen wetzen. Besonders toll sind starke Taue, herabhängende Wurzeln, kleine Hängebrücken und Vogel-Schaukeln.
    • Essentiell ist außerdem eine Badestelle für die tägliche Körperpflege der Nymphensittiche. Dies kann eine flache, breite Schale sein, die griffig ist, nicht aber rutschig. Ton ist zum Beispiel sehr gut geeignet.
    • Bei Bedarf sollte ein Nachtlicht im Dunkeln an sein, besser noch ein nicht zugezogenes Fenster, so dass zumindest der Mond den Tieren leuchtet, die besonders im Dunkeln schnell zu Panik neigen und sich verletzen könnten.

    Neben all dem finden die Vögel große Freude an passendem Spielzeug für Nymphensittiche. Kleine Gefäße, in denen Etwas beim Anstubsen Geräusche macht, sind zum Beispiel sehr beliebt. Seien es nun selbst gebastelte Papprollen mit Körnern innen drin oder eine Art Babyrassel mit Glöckchen – Hauptsache die Materialien sind ungiftig, frei von Schadstoffen und Lacken.

    Auch Knabberhölzer, Weidebälle und Denksportspiele mit versteckten Leckerlis gelten als abwechslungsreiches Beschäftigungsangebot und halten die kleinen Zweibeiner geistig wie körperlich bei Laune.

    Vor der Anschaffung sollte nicht alles auf Einmal in der Voliere sein. Es ist besser, das Angebot nach und nach aufzufrischen, und so Stück für Stück rauszufinden, was die Vögel besonders gern mögen.

    Nicht artgerecht sind übrigens Spiegel, Plastikvögel, Kuscheltiere, verschluckbare Einzelteile, Sandpapier, schlecht verzinkte oder mit Kunststoff überzogene Gitter.

    Auch giftige Zimmerpflanzen müssen unzugänglich sein sowie scharfkantige Gefahrenquellen.

    Die Nymphensittiche und ihre Haltung und Pflege

    Nymphensittich

    Foto: daphne.t – Shutterstock

    In den ersten Momenten und Tagen gilt es, die Tiere möglichst stressfrei und geduldig einzugewöhnen. 10 Stunden Nachtruhe sollten ganzjährig gewährt werden, gegebenenfalls durch Abdunkeln des Zimmers beziehungsweise der Außenvoliere.

    Eine feste Routine hilft, den Tagesablauf nachvollziehbar zu gestalten. Nymphensittiche sind durchaus lernfähig, wissen schnell, wann es Futter gibt, welche Melodien die Halter pfeifen und lernen sogar Stimmlagen zu erkennen und zu imitieren.

    Mit der richtigen Haltung und Pflege haben somit selbst Einsteiger einen baldigen Bezug zu den Tieren, bis hin zum gegenseitigen Lernen voneinander.

      Ernährung der Nymphensittiche

      Zunächst sei gesagt, dass sich zur Fütterung sowohl ein fester Standort mit Futterschale anbietet als auch präparierte Verstecke und verteilte Stellen, die erst gefunden werden müssen.

      Beide Varianten lassen sich außerdem hervorragend kombinieren. Schließlich bekommen Vögel in freier Wildbahn ihr Essen auch nicht serviert, sondern sind den ganzen Tag mit Nahrungssuche beschäftigt. Das hält fit.

      Auf dem Speiseplan der Nymphensittiche stehen vielseitige Körnermischungen mit Saaten, Kernen und Gräsern sowie Frischfutter in Form von frischen Knospen, aber auch Gemüse wie Paprika, Möhren, Salat und Äpfel. Kürbiskerne und Sonnenblumenkerne sollten nur gelegentlich als Leckerbissen gefüttert werden.

      Da sie sehr fetthaltig sind, führen sie sonst womöglich zu Übergewicht. Auch lecker, ab mit Zurückhaltung zu genießen, sind Kolbenhirse sowie Keim- und Kochfutter. Wobei letzteres angeblich zur Brut anregt. Avocado hingegen ist stark giftig für die Vögel und darf auf keinen Fall gefüttert werden.

      Die Futtermenge richtet sich nach der Anzahl der Tiere, wobei generell immer ein Futterangebot verfügbar sein sollte. Mehrere Futterstellen entpolarisieren zudem einen eventuellen Futterneid oder Rangordnungskämpfe.

      Während der Mauser muss zudem ganz besonders gut auf die Futterqualität geachtet werden. Mitunter helfen spezielle Futterzusätze bei der Mauser:

      Neben all dem muss täglich frisches Trinkwasser zur Verfügung stehen. Im Idealfall trennen die Vögel von sich aus Trinkschale und Badestelle. Es liegt letztlich in ihrem eigenen Interesse, dass das Trinkwasser immer frisch und sauber ist. Gegebenenfalls muss eben nachgeholfen werden, beispielsweise durch verschieden große Gefäße.

      Das A und O der Vogelpflege

      Zum Einen pflegen sich die Vögel größtenteils selbst beziehungsweise gegenseitig. Zum andern obliegt es dem Halter Voliere und Vogelzimmer entsprechend in Schuss zu halten, damit dies möglich ist.

      Dazu gehört die regelmäßige Reinigung des Einstreu durch einen kompletten Austausch, das Desinfizieren der Einrichtung (also Gefäße, Scheiben, Spielzeug) sowie die Aufbereitung von Trinkwasser, Badestelle und Futterstellen. Reinigungsmittel sind entsprechend mit Bedacht zu wählen und abseits der Vögel anzuwenden, so dass diese keine Giftstoffe einatmen.

      Hilfe bei der Krallenpflege, Mauser und Schnabelpflege sind mit entsprechendem Angebot an Naturmaterialien eher selten nötig. Erkrankungen hingegen müssen bei den sensiblen Tieren umgehend behandelt werden.

      Apathie, zerrupftes Gefieder, Hautentzündungen, Parasiten, anhaltender Durchfall und Verletzungen müssen schnellstmöglich mit dem Tierarzt geklärt werden. Nymphensittiche therapieren ist eine echte Herausforderung und sollte keinesfalls auf gut Glück im Alleingang experimentiert werden.

      Richtiger Umgang mit Nymphensittichen

      Nymphensittiche

      Foto: Eric Isselee – Shutterstock

      Wie alle Vögel und Kleintiere spielt der Stress-Faktor bei der Haltung eine große Rolle. Laute Geräusche, andere Haustiere wie Hunde und Katzen, übermütige Kinder, Silvesterknaller und vieles mehr belasten das ohnehin anfällige Stress-Level der Nymphensittiche. Sie sind zudem Fluchttiere und benötigen entsprechend geeignete Rückzugsmöglichkeiten. Für gewöhnlich suchen sie sich im Dickicht ihrer Behausung einen Lieblingsplatz. Ein Nistplatz wird im Vogelzimmer auch mal schnell zweckentfremdet, und sei es eine Nische auf dem Schrank. Hier gilt es, das Verhalten der Vögel genau zu beobachten, welche Vorlieben sie haben oder gar Abneigungen.

      Versierte Halter berichten zudem immer wieder von Erfolgen, Nymphensittiche per Clicker zu trainieren. Ähnlich wie bei Hunden wird das Klick-Geräusch mit einer Belohnung verbunden und so werden Verhaltensmuster bestätigt, verstärkt und auf Wunsch wieder abgerufen. Mit viel Geduld und Hingabe kann man sich also durchaus das Vertrauen der Tiere verdienen, ihnen Melodien beibringen, sie auf Zuruf auf der Schulter landen lassen und manches mehr. Ein großer Vorteil, falls mal der Transport zum Tierarzt ansteht, ein Umzug oder Ähnliches.

      Ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen sollten Halter generell den Vögeln entgegenbringen. Nymphensittiche sind keine Spielzeuge, aber auch keine reinen Schau-Objekte. Sie haben ein stark ausgeprägtes Sozialverhalten, dass sich durchaus mit dem von uns Menschen vereinbaren lässt.

      Sie machen es ihren Halter zusätzlich leicht, indem sie durch Aufstellen und Anlegen der Federhaube ihre Stimmung verdeutlichen. So sind angelegte Kopffedern ein Signal für Abneigung, Scheu oder Widerwille. Wird der Kamm aufgerichtet und die Federn fächern sich, spricht dies für Neugier, Aufgeschlossenheit und Wohlbefinden. Zur Musik wippende Nymphensittiche werden im Internet auch schon mal als Stars gefeiert – wobei natürlich jeder seinen eigenen Musikgeschmack hat. Da hilft nur Ausprobieren, mittanzen und hoffentlich den richtigen Ton treffen.

      So kann jeder mit seinen Nymphensittichen lange Zeit eine Menge Spaß haben, ihren Gesängen lauschen, sie beim Balzen und Spielen beobachten, sie verwöhnen und ins Herz schließen.

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