Pferde richtig longieren – so geht’s

Pferde longieren Ratgeber

Foto: anakondasp – Shutterstock

Die Bodenarbeit gilt in Bezug auf das Pferdetraining als essentielle Basis – zum Muskelaufbau, zur Ausdauer und nicht zuletzt um die Verbindung zwischen Mensch und Pferd in einer Art und Weise zu festigen, wie sie wohl zu kaum einem anderen Haustier möglich wäre. Dabei geht es nicht bloß darum, das Pferd im Kreis laufen zu lassen, sondern gezielt mit ihm zu arbeiten. Diverse Hilfsmittel, Übungen und Erweiterungen gestalten das Training abwechslungsreich. Sei es als Vorbereitung auf ein Turnier, zum Sitztraining eines Reiters oder in Verbindung mit dem Voltigieren. Die Einsatzmöglichkeiten sind gleichermaßen vielseitig wie auch vielschichtig. Dabei die Pferde richtig zu longieren – das wiederum ist eine ganz eigene Herausforderung.

Longieren – Die Grundelemente

Prinzipiell kann sowohl auf der Wiese als auch auf Sand longiert werden. Reithalle und Reitplatz bieten sich jedoch für gewöhnlich besser an. Einige Ställe haben sogar extra Longierplätze oder „Zirkel“ präpariert, die kreisförmig eingezäunt sind und so bereits eine Begrenzung vorgeben. Hier kann das Pferd bei Bedarf auch frei laufen, sprich ohne Longe. Für viele Übungen bietet sich ein derart freies Training deutlich besser an, dies hängt jedoch stark mit den persönlichen Vorlieben zusammen sowie mit dem Pferd selbst.

Bevor überhaupt zur Longe gegriffen wird, sind je nach Anspruch an das Training mehr oder weniger aufwendige Vorbereitungen zu treffen. Die örtlichen Begebenheiten müssen zudem ebenso berücksichtigt werden, wie der Gesundheitszustand des Pferdes, die Auswahl an Hilfsmitteln und mitunter sogar die Tagesform von Mensch und Tier.

Der Longier-Boden

Der Boden beeinflusst die Bodenarbeit natürlich maßgeblich. Im tief-nassen Sand zu laufen, erfordert deutlich mehr Muskelkraft als auf ebenem Untergrund, wo jedoch die Gelenke wiederum weniger gut federn können. Auch überflutete Böden, in denen sich der Regen angesammelt hat, sind ebenso unschön wie staubtrockene Hallen bei hitzigen Sommertemperaturen. Die idealen Bodenbedingungen zum Longieren sind demnach professionell aufbereitete Sandbeläge mit Drainage (Wasserablaufsystem), Mulch oder in einer Halle, in der wenn nötig mit Sprenkelanlagen Luft und Boden befeuchtet werden.

Weniger wichtig, aber einfach zur guten Manier gehörend, ist zudem ein sauberer Reitplatz ohne Pferdeäpfel vom Vortag oder Ähnliches.

    Das Longier-Zubehör

    Abgesehen vom Pferd selbst, werden beim Longieren zusätzliche Utensilien benötigt. Je nach vorliegenden Aufgaben kann die Ausstattung recht unterschiedlich ausfallen. Theoretisch genügt ein Kappzaum und die Longe. Damit können zumindest kleinere Aufwärmübungen problemlos durchgeführt werden. Für das hochwertige Training bedarf es jedoch schon etwas mehr:

    • Trense: Ein Gebiss in Verbindung mit Hilfszügeln schafft ähnliche Bedingungen wie beim Reiten. Das Pferd kann nach Belieben entspannt kauen, leidet nicht unter einer womöglich unruhigen Hand und hat dennoch den Kontakt zur Longe beziehungsweise dadurch zu dem Menschen daran und umgekehrt. Die Longe sollte allerdings nicht direkt am Gebiss befestigt werden, da sie somit sehr einseitig ziehen würde. Die Zügel wiederum sind meist überflüssig und werden entfernt oder hochgebunden.
    • Ausbinder: Um die Hals- und Nackenpartie zu stärken sowie die Rückenmuskulatur, bieten sich eine Vielzahl an Ausbindern an. Diese empfinden den Zug des Reiters nach und stellen das Pferd in die Arbeitshaltung. Hilfszügel, Martingal, Dreieckszügel – hinter den Begriffen verbergen sich ganze Longiersysteme, die an speziellen Zug-/ Druckpunkten einwirken.
    • Sattel: Meistens wird ohne Sattel longiert. Zum Gewöhnen an einen neuen Sattel, bei Sitzübungen eines Reiters oder bei ähnlichen Ansprüchen wird der Sattel jedoch beim Longieren mit verwendet. Alternativen sind Brustgurte sowie einzelne Satteldecken. Ohne Reiter im Sattel sind die Steigbügel jedoch unbedingt hochzubinden oder ganz zu entfernen, damit sie nicht schmerzhaft gegen den Pferdebauch pendeln.
    • Gamaschen: Zum Schutz der Pferdebeine bei und vor Verletzungen oder bei generell besonderer Anfälligkeit sind spezielle Bandagen oder auch Hufglocken durchaus praktisch. Gamaschen schützen nicht nur das Bein, sie stabilisieren es auch, unterstützen die Muskeln, Sehnen und Bänder und können somit vorbeugend eingesetzt werden.
    • Peitsche: Anders als die Reitgerte hat die Longierpeitsche eine deutlich längere Reichweite und ist gar nicht immer so einfach in der Handhabung. Zumal sie nicht einfach auf dem Boden schleifen darf. Während die Longe den Aktionsradius in der Vorwärtsbewegung begrenzt, wird die Peitsche hinter dem Pferd als Begrenzung in Höhe der Flanken gehalten. Darüber hinaus unterstützt sie Kommandos zum Richtungs- sowie Tempowechsel oder um hin und wieder die Aufmerksamkeit des Pferdes bei Laune zu halten.

    Prinzipiell richtet sich die Ausstattung an die Aufgaben während der Longier-Einheit. Die Longen selbst sind in den verschiedensten Längen erhältlich, als Doppellonge, Kurzlonge, aus Baumwolle oder Nylon, und, und, und. Von der Longierbrille bis hin hin zum Reitlongierpad findet der erfahrene Longierprofi eine große Auswahl im Fachgeschäft.

    Auf Sprungstangen und andere Hindernisse wird dagegen bewusst verzichtet. Zu groß wäre die Verletzungsgefahr bei einem so engen Bewegungsfeld wie dem Longierzirkel. Cavaletti und Co. gehören zwar zum Einmaleins der Bodenarbeit, aber eben auf entsprechend ausreichender Fläche platziert. Der Longierzirkel, auch Roundpen genannt, hat allerdings in der Regel nur 15 bis 20 Meter Durchmesser – klein aber effektiv.
    Pferdebedarf

    Wann wird wie longiert?

    So unterschiedlich die Anforderungen an die Resultate sind, so unterschiedlich sind auch die Übungen. Dabei muss im Wesentlichen der Gesundheitszustand des Pferdes berücksichtigt werden, dessen individuelle Vorgeschichte sowie der Trainingsstand im Allgemeinen. Daran orientieren sich im folgenden die Übungen und Schwierigkeitsgrade – und letztlich eben die Resultate.

    Ausdauertraining

    Nach Krankheit, Boxenruhe, während der Tragzeit oder auch zur allgemeinen Vorbereitung wird zunächst langsam mit dem Longieren begonnen. Häufig nutzen Reiter das Ausdauertraining an der Longe, um die übermütigen Tiere nach der Winterpause erst einmal auszupowern und ihnen wieder die nötige Selbstbeherrschung zu vermitteln aber auch um die lange geruhte Muskulatur wieder zu aktivieren.

    Hierbei wird möglichst auf Hilfsmittel verzichtet. Im Vordergrund steht vielmehr die Bewegung als solches. Zum Aufwärmen gibt es ein paar runden Schritt, der zu einem zügigen Tempo angehoben wird, gefolgt von den weiteren Gangarten. Wobei das Trabtempo für das Ausdauertraining deutlich effektiver ist als der Galopp. Aber auch der Wechsel von einer Gangart zu anderen, fordert Kraft.

    Nicht zu vergessen ist der Richtungswechsel. Durch die Kreisbahn wird das Pferd immer nach
    innen gestellt. Um beide Hände gleichmäßig zu trainieren, und auch um Schwindelgefühle bei
    Reiter um Pferd zu vermeiden, wird alle paar Minuten die Richtung gewechselt. Parallel können an dieser Stelle gleich Gehorsamkeitsübungen eingebaut werden.

    Hält das Pferd auf Kommando an? Bewegt es sich in die Mitte zum Menschen und nach dem
    Umschnallen der Longe wieder gelassen zurück in den Longierzirkel? Einige Übungen sehen auch den Richtungswechsel direkt aus der Bewegung heraus vor. Dazu wird das Pferd auf dem
    Zirkel gestoppt und soll ohne verlassen der Bahn umkehren und in die andere Richtung weiter laufen.

    Beide Methoden sind legitim und sollten abrufbar sein. So übt das Paar auch gleich die Kommunikation und kann sich zunehmend aufeinander einspielen. Mit jeder weiteren Longierstunde werden die Kommandos verständlicher und irgendwann zur Routine.

    Gerade Pferde, die lange im Stall verweilen mussten, genießen den sanften Wiedereinstieg
    in die Arbeit. Aber auch für ältere Semester bietet sich das Lauftraining an der lockeren
    Longe gut an.

    Um die Schwierigkeit zu erhöhen, sollten die Trabzeiten ausgeweitet werden, sowie das
    Arbeitsschritt-Tempo. Die Longierzeit selbst muss noch nicht einmal ins unermessliche
    getrieben werden. 30-45 min sind in der Regel völlig ausreichend. Sonst dreht man sich im
    wahrsten Sinne des Wortes nur noch im Kreis.

    Für die Ausdauer ist es viel entscheidender häufig und gleichmäßig zu trainieren und dabei
    das Arbeitsniveau nach und nach zu erhöhen.

    Haltung wahren und üben

    Longieren auf der Wiese

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    Übungen für die optimale Körperhaltung des Pferdes lassen sich an der Longe ebenfalls sehr gut umsetzen. Gerade das nach Innen stellen, sauberes Untertreten, Rücken und Hals beugen, Gleichgewichtssinn sowie überhaupt entspannt laufen lernen – all das kann im Longierzirkel trainiert werden.

    Hier kommen Ausbinder und Hilfszügel deutlich öfter zum Einsatz. Sie imitieren die Wirkung des Reiters und geben Hilfestellungen für die Bewegung. Longier-Anfänger sollten zunächst bedacht mit den Gurten umgehen. Wer das Pferd gleich zu Beginn zu fest schnallt, riskiert Verspannung, Stress-Symptome und nicht zuletzt Verletzungen.

    Auch das sensible Wesen des Vierbeiners wird schnell an Moral einbüßen, wenn es derart genötigt wird. Die meisten Riemen und Gurte lassen sich daher individuell einstellen und sollten je nach Trainingsstand mit leichten Schweregraden beginnend angepasst werden.

    Insbesondere Jungpferde, die eingeritten werden sollen, müssen nachsichtig an die neue Situation gewöhnt werden. Aber auch jene Tiere, die lange Zeit kein Training hatten und daher keine Kondition mehr haben.

    Für die optimale Dressurhaltung ist zum Beispiel einiges an Kraft und Disziplin nötig. Vergleichsweise mit einer Yoga-Stunde für völlig ungelenkige Büroarbeiter, verlangt jeder Anfang erst einmal Überwindung.

    Umso wichtiger ist eine gründliche Aufwärmphase sowie ein Cool-down in entspannter
    Atmosphäre, zu der das Pferd nach erbrachter Leistung wieder „runter kommen“ darf. In beiden Phasen ist auf eine festgeschnallte Körperhaltung zu verzichten. Im Idealfall wird das Tier von sich aus seine Muskeln lockern, den Kopf absenken und die Nase kurz über dem Boden halten, um Hals und Rücken zu dehnen.

    Nur in der eigentlichen Arbeitseinheit werden die Riemen gespannt. Die Biegung des Körpers kann beispielsweise durch verkürzte Innenriemen verbessert werden. Ein Hochwerfen des Kopfes lässt sich durch Hilfszügel korrigieren. Und vieles mehr.

    Grundsätzlich verbinden die Ausbinder den Sattel wahlweise Brustgurt mit dem Pferdemaul. Diese Verbindung ist äußert sensibel und muss in ihrer Kommunikation ohne jeden Schenkeldruck oder Gewichtseinwirkungen vom Reiter auskommen.

    Da sich dieser nun in einigen Metern Abstand am Boden befindet, übernehmen Stimme und Körpersprache die wichtigsten Kommunikationswege.

    Sitzfestigkeit für Reiter

    Wer die Sache lieber auf dem Pferderücken aussitzen will, muss beim Longieren ebenfalls Einiges beachten. Der Longenführer hat grundsätzlich das Kommando und koordiniert das Pferd. Der Reiter übernimmt eher eine begleitende Rolle und kann sich somit voll und ganz auf sich selbst, seinen Sitz und die Verbindung zum Pferd konzentrieren.

    Auch erfahrene Reiter, Wiedereinsteiger sowie natürlich Anfänger nutzen Longentraining, um sich zu verbessern und zu optimieren. Beim Sitztraining geht es primär darum, ob die Beine richtig liegen, die Fersen tief sind, die Hände ruhig, das Gesäß sauber mitarbeitet und der Reiter ganzheitlich korrekt auf das Pferd einwirkt. Kleinste Unstimmigkeiten können schon zu Missverständnissen in der Kommunikation zum Pferd führen.

    An der Longe aber lassen sich diese optimal korrigieren. Das Pferd läuft seelenruhig weiter, während oben „herum gezappelt“ wird. Als besondere Herausforderung gilt das longiert werden ohne Sattel – um die Beinhaltung noch stärker zu kontrollieren. Wer dann auch noch ohne Sattel den leichten Sitz schafft, weiß was Oberschenkelmuskeln überhaupt in der Lage sind zu leisten.

    Die Sitzfestigkeit an der Longe zu trainieren hat noch viele weitere Vorteile. Im Pferdesport spricht man an dieser Stell schon vom Voltigieren. Es handelt sich dabei um „Turnen an und auf dem Pferd“. Während dieses gleichmäßig seine Runden dreht, vollführen die Artisten sportliche Aufgaben. Angefangen beim Hochspringen auf das laufende Pferd, über Kopfstand, freihändig Stehen, Mühlen und allerhand mehr, bis hin zum sauberen Absprung. Bei all dem müssen sich die Beteiligten bedingungslos auf die Ausgeglichenheit des Pferdes verlassen können.

    Das Gleiche gilt für die Arbeit mit Behinderten. Im Bereich Pferdetherapie hat sich das Longieren beziehungsweise Voltigieren längst bewährt. Mit ausgestreckten und geschlossenen Augen zu reiten, trainiert wunderbar den Gleichgewichtssinn, das Selbstvertrauen und ganz besonders das Gefühl für sich selbst und ein anderes Wesen.

    Wie durch kleinste Korrekturen in der Körperhaltung Verspannungen gelöst, Tiefenmuskulatur trainiert und ganz andere ungeahnte Probleme gelöst werden können, lässt sich beim Longieren auf so vielfältige Art und Weise erfahren. Und jedes dieser Probleme sowie jedes Gelöst-werden überträgt sich auf das Pferd, wird in gegenseitiger Wechselwirkung ausgeglichen und entwickelt sich im Idealfall zu einem harmonischen Einklang.

    Die Aufgaben des Longenführers

    Pferd und gegebenenfalls Reiter haben also eine ganze Menge zu tun beim Longieren. Der Longenführer selbst bleibt jedoch nicht gänzlich außen vor: Auch er muss sich unentwegt konzentrieren und die richtigen Signale aussenden, damit daraus eine funktionale Symbiose entsteht.

    Als Dreh- und Angelpunkt des Geschehens übernimmt derjenige in der Zirkelmitte die Führung. Falsche Kommandos, schlechtes Timing oder auch nur kleine Unachtsamkeiten bringen die anderen Beteiligten aus dem Konzept. Die Longe als solches ist dabei nicht die einzige Verbindung zum Pferd, noch nicht einmal die wichtigste.

    Körperhaltung während des Longierens

    Pferdedressur

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    Da es sich beim Longieren um einen Zirkel, sprich Kreis, handelt, steht der Longenführer unweigerlich in der Mitte. Sollte er zumindest. Durch die ständige Drehbewegung fällt es vielen schwer, auch tatsächlich in der Mitte zu bleiben. Die Meisten neigen dazu, Schritte auf das Pferd zu zu machen, wodurch die Longe durchhängt, womöglich zur Stolperfalle wird. Andere stemmen sich unbewusst gegen den Zug und ziehen das Pferd dadurch in den Kreis, wo es gar nicht hin soll.

    Einen Fixpunkt zu finden und zu halten ist also die erste Aufgabe des Longenführers. Eine Markierung im Sand hilft bei Bedarf. Mit etwas Übung regelt die Longenlänge und ein wenig Orientierungssinn die Koordination von ganz allein. Je nach Aufgaben im Training sind mal mehr, mal weniger Bewegungsfreiheiten nötig. Eventuell muss sogar ein Schritt auf das Pferd zu gemacht werden, um es wieder auf den Zirkel zu dirigieren.

    Weiterhin hält der Longenführer die Longe in der Hand, in deren Richtung sich das Pferd bewegt. Die andere Hand hält die Peitsche in sicherem Abstand hinter dem Pferd ohne es zu berühren. Sie dient, wie schon erwähnt, in erster Linie der Begrenzung, damit das Pferd nicht nach hinten ausbricht, sowie zum gelegentlichen Antreiben. Kurzum Longe – Pferd – Peitsche – Longenführer nehmen im Kreis eine Dreiecksposition ein. Diese Verbindung gleicht sich eins zu eins dem Tempo an und bewegt sich parallel. Somit besteht immer Blickkontakt und der Longenführer ist in seiner kompletten Körpersprache auf das Pferd gerichtet. Kleinste Abweichungen wie zum Beispiel das Wegnehmen der Peitsche von der Hinterhand und in der Mitdrehung sich vor das Pferd zu setzen, fordern zum Anhalten auf. Die Bewegung hinter der des Pferdes zu lagern, treibt an. Unbewusst nutzen die meisten ihre Körpersprache genau richtig, manchmal muss sie jedoch auch an das jeweilige Pferd eigens angepasst werden.

    Konzentriert, entspannt, selbstsicher – diese Ausstrahlung sollte die Körperhaltung vermitteln, damit das Pferd genau dies nachempfinden und widerspiegeln kann. Die Hände müssen ruhig und fest sein, zumal die lange Longe schnell ins Strudeln gerät. Das Gleiche gilt aber auch für die Peitsche. Nervöses Zappeln und Gestikulieren haben im Roundpen nichts zu suchen. Wer schnell aus der Fassung gerät und laut wird, sollte dies unbedingt vermeiden. Ruckartiges Ziehen an der Longe führt nicht nur zu Schmerzen im Pferdemaul, sondern auch zu Verspannungen im ganzen Körper. Im schlimmsten Fall sind Zerrungen und Verrenkungen die Folge. Die Longe hat also ruhig und weder zu straff noch zu locker zu sein. Sie ist ein Hilfsmittel, nicht mehr und nicht weniger.

    Longieren heißt in erster Linie „Arbeiten mit dem Pferd“. Reaktionen und Haltung analysieren, sie bei Bedarf korrigieren und vor allem langfristig zu einer besseren Gewohnheit machen. Solche Ziele erfordern Zeit und Hingabe. Anfängern werden die ein oder anderen Anzeichen zunächst entgehen. Auch hier muss das Longenführen erst gelernt werden.

    Ebenso wie sich die eigene Körpersprache und Stimme auf das Pferd auswirken. Insbesondere die Wirkung der Stimme nimmt beim Longieren einen sehr hohen Stellenwert ein. Sie kann beruhigen, antreiben, loben und vieles mehr. Eine eindeutige Kommunikation kann schließlich später beim Reiten Gold wert sein. Durch Longieren werden dazu Grundlagen gefestigt und lassen sich immer wieder abrufen. Pferd und Reiter sind auf Augenhöhe und können ganz anders miteinander umgehen.

    Nach dem Longieren ist vor dem Longieren

    Leider oft vernachlässigt, aber deswegen nicht weniger wichtig, sind die Vor- und Nachbereitungen. Einmal die Longe falsch – oder gar nicht – aufgewickelt, ergibt beim nächsten Einsatz ein heilloses Durcheinander, welches dann erst einmal wieder entwirrt werden muss.

    Hilfszügel und Ausbinder sind in der Regel aus Leder und benötigen entsprechend Pflege, damit sie weich und biegsam bleiben. Ebenso Sattel, Brustgurte und eventuell sogar die Peitsche.

    Und nicht zuletzt muss der Platz aufbereitet werden. Das ganze Drumherum gehört ebenso zum Longieren, wie die Übungen selbst.

    Auch Pferd und Reiter müssen angemessen vorbereitet sein. Das Pferd gut ausgerüstet und gesund – der Reiter beziehungsweise Longenführer mit einem ausgereiften Plan. Welche Ziele soll das Training haben? Welche Zeiteinteilung bietet sich an? Und welche Übungen sind effektiv, berücksichtigen aber auch die individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen?

    Wie so oft gilt: Lieber die einfachen Aufgaben richtig machen, als an den zu großen Herausforderungen scheitern und gar Fehler riskieren. Schließlich soll das Longieren auch Spaß machen und nicht nur pure Arbeit sein. Variationen bei den Hilfsmitteln, das Üben spezieller Kommandos oder einfach mal Austoben lassen, bringen Abwechslung in den Longier-Alltag.